Bezahlte Wahlwerbung: Analyse der digitalen Anzeigenausgaben zur Bundestagswahl
Digitale Wahlwerbung spielt eine zentrale Rolle in modernen Wahlkämpfen. Im Vorfeld der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 analysiere ich die digitalen Werbeausgaben der Parteien im Vergleich zu den Wahlen 2021.
🔗 Englische längere Version hier lesen: favstats.eu/post/btws
Gesamtentwicklung: Die Ausgaben steigen, aber nur leicht
Die Gesamtausgaben für digitale Werbung haben sich gegenüber 2021 kaum verändert. Drei Tage vor der Wahl beliefen sich die Ausgaben 2025 auf 8,36 Mio. €, verglichen mit 8,32 Mio. € im gleichen Zeitraum 2021 (inflationsbereinigt).
Diese Stabilität könnte darauf hindeuten, dass die Bedeutung digitaler Werbung im Wahlkampf konstant bleibt – auch wenn sich die Verteilung der Ausgaben zwischen den Parteien stark verändert hat.
Parteiausgaben: Wer investiert mehr, wer spart?
Ein Blick auf die einzelnen Parteien offenbart deutliche Verschiebungen:
Die FDP (+217.000 €) und besonders Volt (+815.000 €) haben ihre Budgets massiv erhöht. Für Volt, eine Partei ohne Bundestagsmandat, könnte dies ein Versuch sein, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen.
Dagegen haben die CDU/CSU (-530.000 €) und die SPD (-731.000 €) ihre Ausgaben deutlich reduziert.
Digitale Prioritäten: Wer setzt wie viel vom Budget ein?
Noch aufschlussreicher ist der Anteil der digitalen Werbeausgaben am Gesamtbudgets SPD, Linke, und CDU/CSU geben nur ca. 2-3% ihres Wahlkampfbudgets für digitale Werbung aus. Die Grünen hingegen geben mit 11% ihres Budgets ein vielfaches auf digitale Wahlwerbung.
Auch hier fällt Volt besonders auf: Der Anteil der digitalen Ausgaben ist um beeindruckende 28,33 Prozentpunkte gestiegen, sodass nun rund 40 % des Gesamtbudgets in digitale Werbung fließen.
Bei traditionellen Parteien wie der CDU/CSU (-3,8 Prozentpunkte) und der SPD (-3,5 Prozentpunkte) ist der Anteil hingegen rückläufig.
Auch Die Linke verzeichnet einen Rückgang (-1,6 Prozentpunkte). Die Grünen hingegen bleiben stabil und haben nur einen leichten Rückgang von 0,3 Prozentpunkten verzeichnen.
Plattformvergleich: Google legt zu, Meta verliert
Ein interessanter Trend zeigt sich bei der Plattformwahl:
- Die Ausgaben für Google-Werbung haben sich mehr als verdoppelt, von 699.000 € im Jahr 2021 auf 1,5 Mio. € in 2025.
- Gleichzeitig gingen die Ausgaben auf Meta-Plattformen (Facebook, Instagram) von 4,2 Mio. € auf 3,3 Mio. € zurück.
Google zieht sich zurück – Meta bleibt die Hauptplattform
Diese Entwicklung muss vor dem Hintergrund von Googles Entscheidung gesehen werden, politische Werbung in der EU ab Oktober 2025 zu verbieten. Meta wird damit voraussichtlich eine dominierende Rolle im Bereich digitaler Wahlwerbung einnehmen.
Ein solches Quasi-Monopol birgt Risiken: Die Konzentration von Macht auf einer Plattform könnte den Wettbewerb einschränken, kleinere Parteien benachteiligen und politische Kommunikationsstrategien stark beeinflussen. Besonders besorgniserregend ist, dass Meta durch sein detailliertes Targeting politischen Akteuren große Reichweite ermöglicht – was jedoch auch die Gefahr einer verstärkten Manipulation birgt.
Anmerkung: Eine frühere Version dieses Blogposts enthielt Daten bis zwei Wochen vor der Wahl. Die aktuellen Zahlen berücksichtigen nun auch die Inflation, sodass alle Ausgaben inflationsbereinigt und in 2025 Euro angegeben sind.